Auch wenn es um Innenarchitektur geht: Bei Dark Horse versuchen wir zu Anfang tunlichst zu vermeiden, über Design, Farben oder Möbelsprache zu sprechen. Diese Zeit investieren wir in den Austausch und das Verstehen von Grundmotivationen, strategischen Zielen, organisationellen Rahmenbedingungen und vor allem die Bedürfnisse, Ängste und Ideen der Mitarbeitenden.
So freuten wir uns sehr als Lufthansa Technik (LHT) mit einer interessanten Anfrage auf uns zu kam: Unterstützung bei der Konzeption eines neuen Gebäudes, in das erstmalig alle IT-Teams — ca. 300 Kolleg*innen — zusammenziehen sollten. Der Knackpunkt hierbei: niemand wollte hier zusammenziehen, denn alle Mitarbeitenden liebten ihre Zweierbüros in den alten Gebäuden. Und das neue Gebäude würde ein offenes Konzept vorsehen, um die Kommunikation zu fördern. Lieber nicht!
Manchmal müssen es eben mehr sein
Ein solches Problem löst man nicht über schicke Farben und ein paar Sofaecken. Gemeinsam mit der LHT entschieden wir uns, einen Prozess zu entwickeln, um alle Stakeholder*innen wie Geschäftsleitung, Betriebsrat und Gebäudemanagement und alle künftigen Nutzenden zu integrieren. Die Idee war, gemeinsam wirkliche Bedürfnisse und Anforderungen und insbesondere die Konfliktlinien zu verstehen, um dann gemeinsam nach Lösungen hierfür zu suchen. Um den verschiedenen Motivationen und Bedürfnissen auf den Grund zu kommen, und um wirklich zu verstehen, wo Mitarbeitende bei der aktuellen Arbeitskultur Verbesserungspotenzial sehen oder was die große Liebe zum Zweierbüro wirklich ausmacht, entwickelten wir verschiedene Werkzeuge.
Tagebuch schreiben hilft … oft!
Zuerst lancieren wir einen Fragebogen, er gibt Aufschluss über Wunsch und Wirklichkeit alltäglicher Arbeitsmodi jedes einzelnen Mitarbeitenden — und über Vorlieben hinsichtlich des künftigen Bürokonzeptes. Und dann wird es kompliziert: Alle wollen etwas Anderes. Einig ist man sich nur darin: weniger Meetings und Einzelarbeit bitte — dafür mehr Team- und Tunnelarbeit. Denn das steigert die Produktivität. Und die Zufriedenheit. Und noch etwas ist allen klar: 2er-Büros sollen es sein. Wir verstehen die Welt nicht mehr: Das passt doch gar nicht zu den gewünschten Arbeitsmodi.
Workshops: verstehen und gestalten
Zu dieser Erkenntnis kommen die Mitarbeitenden aber selbst. In vertiefenden Workshops, in denen das eigene Arbeiten im Team analysiert und Anforderungen für die Umgebung abgeleitet werden. Eine weitere Erkenntnis, die später auch das Konzept prägen sollte: sich neu formende Teams finden nur mittels viel spontanem Austausch und ständigem sich-über-den-Weg-laufen zusammen. Aha! Ohne offenere Strukturen wird es also schwierig. Trotzdem: ein Open-Space-Konzept — das will auch niemand. So entwickeln die Teams mit unserer Hilfe schrittweiße ihre Umgebungen, die jeweils aus sehr unterschiedlichen, aber immer vielfältigen Angeboten zum Arbeiten bestehen.
Lösung
Individuelle Teamzonen
Die Teamflächen haben oft kleine, exklusive Teamräume; perfekt ausgestattet für agiles, visuelles Arbeiten mit Remote-arbeitenden Personen. Viele Teams schaffen Bibliotheken, in denen man gemeinsam mit anderen, aber in absoluter Stille konzentriert arbeiten kann — wie früher im Studium. Zudem gibt es abgeschottete Telefonzonen oder spezielle Räume für vertrauliche Zweier-Gespräche.
Der Markplatz
500 Quadratmeter, die noch attraktiver, noch gemütlicher sind — und von allen multifunktional genutzt werden dürfen. Das Ganze sieht aus wie eine riesige Pausenzone, heißt aber Marktplatz.
Hier kann man über einem Projektplan zusammensitzen, unter Pendelleuchten ein Bewerbungsgespräch führen oder alleine im Hochlehner-Sofa Mails schreiben. Und es funktioniert: Hier treffen alle alle — und es wird über alles geredet. Zufällig. Es ist der Marktplatz, der das Dorf zu mehr macht als einer Ansammlung von Häusern. Es ist das gemeinsame Herz des großen Teams. Und der Ort, den Gäste, sich bewerbende Personen und geschäftliche Kontakte als erstes zu sehen bekommen. Denn Kollaboration ist für die LHT ein wichtiger Wert, und hier erlebt man ihn auf den ersten Blick.
Der Marktplatz nach 6 Monaten
Als wir 6 Monate nach Einzug mal wieder im Gebäude waren, war der Marktplatz brechend voll. Bald gibt es eine Erweiterung. Wir treffen ehemalige Skeptiker, die den Marktplatz jetzt sogar zum Mails schreiben nutzen. Und Abends hören wir leise Musik aus Speakern, die das Kollegium sich selbst angeschafft hat. Arbeit fühlt sich gar nicht mehr so sehr nach Arbeit an — mehr nach — Kaffeetrinken! Ein vielleicht etwas zugespitztes Zitat einer Kollegin … was aber die Grundstimmung im neuen Marktplatz ganz gut rüberbringt. Wir freuen uns auf unseren nächsten Besuch!